Wanderungen durch die Eifellande

Zwei Wandersleut' unterwegs zwischen Maaren, Wäldern und ländlicher Lebensart. Nicht immer ganz ernst gemeinte Erfahrungsberichte von Wanderungen, Laufstrecken und Veranstaltungen in der Vulkaneifel und der näheren Umgebung! Unser Motto: Eifelwanderer sind immer vorn! IMMER VORN!

Tuesday, May 23, 2006

Auf der Schattenseite des Ahrtals

Ich sah unberührte Natur,
und erkaufte dieses Erlebnis mit Blut und Schweiß!
(DerWanderer)


Strecke: 25 km
Dauer: 8 Std.
Schwierigkeit: mörderisch




Ein unbedacht gegebenes Versprechen, mal mit Markus an der Ahr Wandern zu gehen, sollte ich nun endlich einlösen... Ein Mann ein Wort.
In Ahrweiler (Stadtteil Bachem) ging es gegen 10 Uhr los, obwohl sich vorher bindfädenartig der Regen auf die Erde ergossen hatte. Tolles Wetter, aber ein Eifelwanderer lässt sich hiervon zunächstmal nicht beeindrucken. Wundersamer Weise, hat es dann in den folgenden acht Stunden der Tortur nicht mehr geregnet, sondern erst nach überstandener Reifeprüfung. Zumindest der Wettergott wollte unser Treiben ungestört lassen.
An der Ahr enlang Richtung Waldporzheim ist's denkbar flach und einfach zu gehen, und innerlich stellte ich mich auf "Spaziergang in Kurstadt Atmosphäre" ein. Ich hatte die Rechnung ohne Markus gemacht...

Irgendwann ging es dann leicht eine Anhöhe hinauf, und keck vermeldete ein grünes Schild, dass es sich alsbald um einen gefährlichen Bergpfad handele. Ein Schmunzeln, Foto und weiter ging es sanft den Hang hinauf. Die Steilheit des Terrains wuchs exponentiell, und bald warnte uns ein rotes Schild, vor dem "sehr gefährlichen Bergpfad"! Als wäre das nicht Abenteuer genug schlug Markus hier noch einen anderen, cooleren Weg vor. Als ich einen Blick auf die Karte warf, dachte ich zunächst, der Kartograph wäre an Parkinson erkrankt, dermaßen zittrig sahen die winzigen Serpentinen aus... Aber ich doofes Opferlamm gab grünes Licht, und so verließen wir den "sehr gefährlichen Bergpfad" um uns eines noch größeren Abenteuers hinzugeben: Der Aufstieg zum Krausberg... Die Ahr liegt etwa 100 Meter über dem Amsterdamer Pegel (NN). Der Krausberg wartete auf etwa 500 Meter NN in einer Wegdistanz von 2 km mit einem malerischen Panorama auf uns.

Die Strapazen hierzwischen lasse ich bewußt aus, da wir vielleicht auch leicht beseelte Leser haben, denen ich die Schilderungen der Qualen nicht zumuten möchte. Erste Rast in einem netten Pavillion. Ich befürchtete weitere Eskapaden meines Reiseleiters, und versuchte ein wenig die Planung der weiteren Wanderung zu beeinflussen, mit dem Ergebnis, wenigstens in Richtung eines Hauptwanderweges zu gelangen.

Es ging weiter, und die Pfade, die wahrscheinlich zum unfallbedingten Aussterben der heimischen Bergziege (schafus localis) geführt haben, wurden von Markus meist mit Kommentaren wie "spitzen Mountain-Bike-Strecke" und "die Bremsspuren [kurz vor einem 100-Meter-Abhang] sind von mir" belegt. *kopfschüttel*
Interessant auch das Intermezzo am "Dernauer Platz".
Eine "kleine Anhöhe" wurde von je einem schön-beschilderten Wanderweg links und rechts flankiert, um sich schließlich mit dem Hauptwanderweg am "Wanderer Kreuz" zu treffen. Es gab auf der Karte auch eine gerade gestrichelte Linie über die Anhöhe. Ich bin ja im allgemeinen zu nachlässig und so ließ ich mich verführen nicht den durchdachten Wanderwegen zu folgen, sondern eben dieser geraden, gestrichelten Linie. Ich sah unberührte Natur - womöglich einen der wenigen Punkte in Deutschland, wo nur alle 10 Jahre ein Mensch vorbeikommt - und ich erkaufte dieses Erlebnis mit Blut und Schweiß!

Die Leistungsgrenze DesWanderes war erreicht, und dennoch erst ein Drittel der Wegstrecke zurückgelegt, und komischerweise setzen der Moral die Strecken bergab am stärksten zu (es wird ja bald wieder hoch gehen). Mittlerweile wieder auf 300 Meter NN erkannte ich den nächsten Wegpunkt auf 530 Meter NN. Rund fünf Kilometer in 40 Minuten, aber dankenswerter Weise keine Steilanstiege dabei. "Der Steineberger Hof" gewährte einen Ausblick auf die Eifel (endlich mal keine Rebstöcke). Zweite Rast und gierig und unprofessionell leerte ich den Wasservorrat.

Übermütig versuchte ich es meinem Wanderführer gleichzutun, und mich auf einen am höchsten Punkt unserer Wanderung angebrachten Betonpfeiler zu schwingen. Es gelang, aber ich denke, ich hätte keine guten Haltungsnoten bekommen...
Und wieder ging es steil bergab, nur um anschließend wieder auf 500 Meter zu klimmen, um ein weiteres Ahrpanorma zu sehen, den "Schrock". Schöner Blick auf Altenahr, und eine sehr agile Tierwelt hier oben.
Jetzt hätte es die Möglichkeit zu geben, direkt Altenahr anzusteuern, um ein Abschlussbier zu trinken. Aber ein Highlight wollte sich Markus nicht entgehen lassen. Das "Teufelsloch". Natürlich dachte ich, ein Loch ist unten, und sagte naiv zu.
Doch das "Teufelsloch" ragt in einer schroffen Felsformation weit über Altenahr! Und wieder musste ich an das Schicksal der Bergziegen denken, während ich Todesängste ausstehend mich an die krass abfallenden Abhänge quetschte...
Als ich dann die Meldung erhielt, "guck' mal, da hinten waren wir eben" dachte ich zunächst an einen Scherz, weil ich hätte nicht gedacht, dass der Schrock mittlerweile soooo weit weg (und natürlich durch eine tiefe Geländeeinkerbung von uns getrennt) lag.
*kopfschüttel*

Auf der Suche nach dem "Teufelsloch" teilten wir uns auf, und während ich frustriert den zehnten Hügel ergebnislos erklommen hatte, kam mir die Idee auf "Salamander" zu machen, und mich ein wenig von der Sonne streicheln zu lassen (300 Meter über Altenahr (!) aber nur einen Steinwurf entfernt). Markus hatte den daneben liegenden Felsen erklettert, und diese kurze Auszeit dokumentiert.
Lustiges Foto, aber ich will an dieser Stelle den Ausnahmecharackter dieses Verweilmomentes betonen.
Teufelsloch gefunden, schwarzes Kreuz passiert, Abstieg nach Altenahr. Die Ahr hatte uns wieder, die Bahnhofsschenke lud zu einem Weizenbier ein, der Zug fuhr uns nach Ahrweiler zurück, wo wir die letzen 3 km nach Hause stiefelten.
Acht Stunden Abenteuer pur, und ich fühle mich heute, wie gerädert. Irgendwie war es das wert...


8 Comments:

Blogger Kräuterschrat said...

Ich bin grad am überlegen, ob ich traurig sein soll ob des verpassten Abenteuers oder froh wegen den ersparten strapazen...

Aber netter Bericht und (mal wieder) schöne Fotos

Thursday, May 25, 2006  
Blogger Fräulein Wunder said...

alter Schwede, wie geil der MARKUS aussieht!!! mit nem Schnauzer, Brüller!!!!

Friday, May 26, 2006  
Anonymous Anonymous said...

Respekt... ;) nach dem Pupsen auch noch wandern. Das ist eine Leistung.. Tiefste Einblicke in eine unentdeckte Welt hat uns ja Fräulein Wunder schon vermittelt ;))

Sunday, May 28, 2006  
Blogger DerWanderer said...

Hmm... Hätte ich das mit dem pupsen vielleicht etwas vehementer dementieren sollen? Und wo kann man sich für den "Traumjob für Männer" bewerben?

Sunday, May 28, 2006  
Anonymous Anonymous said...

Jesses, nachdem du mir die Story an der Tanke erzählt hast mußte ich gleich mal nachschauen. Ich komm zwar grad erst vom Ring (03:40) aber die Story war es wert! :)) Ich kann mir gut vorstellen wie Markus die alte Kampfsau dich da geprügelt hat! Schade, hätte ich zu gerne gesehen. Zu hart...

@ Anna: Schnauzer?? Hab ich net entdeckt... das könnte der Schatten vom Gewürzprüfer sein. *g

Da jeh! Auf nach Korsika. Scheint genau das richtige für euch zu sein.

Gruß an die Crew. Jens

Monday, June 05, 2006  
Blogger Kräuterschrat said...

~rofl~

Gewürzprüfer...

ICh dachte aber auch zuerst, einen Schnauzer entdeckt zu haben... aber gut, jetzt kam kürzlich eine Studie raus, dass die Größe des Kolbens doch entscheidend ist für die Qualität des Geruchsinns...

Monday, June 12, 2006  
Blogger DerWanderer said...

Herr Schrat!
Könnten sie mal ein paar nette Worte über unsere "Siebengebirgswanderung" verlieren? Dann würde ich das ganze noch mit "garantiert selbstgeschossenen" Fotos dekorieren...
Danke sehr!

Tuesday, June 13, 2006  
Anonymous Anonymous said...

yoo.. informative post..

Tuesday, December 15, 2009  

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